Ich werde oft von Freunden und Bekannten gefragt warum ich so viele Bücher besitze, warum ich mir immer nur Bücher zum Geburtstag/zu Weihnachten wünsche, warum ich so viel lese und woher ich die Zeit dafür nehme.
Und meine Antwort ist immer dieselbe, weil ich Bücher liebe. Sie sind meine Freunde und die Zeit für sie nehme ich mir, so wie das die Meisten für ihre Freunde tun. Dafür mache ich andere Sachen nicht. Außerdem was gibt es schöneres, als es sich, an einem nassen, kaltem Tag mit einer Tasse Tee, einer kuscheligen Decke und einem Buch auf dem Sofa bequem zu machen und in anderen Welten zu versinken?
Häufig wird mir dann die Frage gestellt, warum ich Bücher so liebe. Die Antwort darauf ist eigentlich immer „Kein Ahnung, das war schon immer so.“ Doch dann fing ich an nachzudenken.
Woher kam meine Leseleidenschaft? Denn sie war genaugenommen nicht schon immer einfach da.
Wenn dich die Antwort darauf interessiert, dann mach es dir bequem, denn wir machen jetzt eine kleine Reise zusammen. Eine Zeitreise zum Anfang meiner Leseleidenschaft.
Es fing an als ich 8 Jahre alt war. Meine Schwester bekam zu Weihnachten die ersten vier Harry Potter Teile geschenkt und hat sie in kürzester Zeit verschlungen. Zu dieser Zeit habe ich nicht gern gelesen, meine Lehrer und meine Eltern mussten mich fast dazu zwingen. Heute weiß ich, dass ich Legasthenie habe und mir das Lesen deshalb so schwer fiel, aber damals fand ich es einfach nur mühsam die Buchstaben zu Wörtern zu formen und ihren Sinn zu verstehen. Da meine Schwester eine richtige Leseratte war, wollte sie diese Leidenschaft und vor allem die Geschichte von Harry Potter mit mir teilen. Ich wollte das aber nicht. Als sie auftauchte um mir den ersten Band auszuleihen hab ich sie rausgeworfen, doch meine Schwester hatte eine Idee wie sie mich dazu bringen konnte zu lesen. Sie hat sich einfach vor meine Tür gesetzt, damit ich sie nicht wieder rauswerfen kann 😉, und angefangen vorzulesen. Wie nicht anders zu erwarten, mochte ich die Geschichte von Harry Potter und so hab ich mich von der anderen Seite ganz nah an die Tür gesetzt und zugehört.
Doch die Idee meiner Schwester umfasste nicht ausschließlich mir das Buch vorzulesen, denn an einer sehr spannenden Stelle (ich weiß leider nicht mehr welche), hat sie aufgehört zu lesen, mit einem Lesezeichen die Stelle markiert und ist gegangen. Das Buch hat sie liegen gelassen. Ich habe noch eine Weile gewartet, bis ich sicher war das sie gegangen war. Dann hab ich ganz vorsichtig die Tür aufgemacht. Das Buch gesehen, es mir geschnappt und die Tür ganz schnell wieder zugemacht. Als hätte ich Angst das mir sonst jemand das Buch wieder wegnehmen könnte. Und dann hab ich gelesen und gelesen, solange bis ich fertig war (das hat ganz schön lange gedauert, ich hab noch nie besonders schnell gelesen).
Das war der Anfang meiner Leidenschaft. Natürlich habe ich als nächstes die anderen Harry Potter Teile gelesen und einiges an Kinderbüchern aus der Bücherei.
Schon bald waren wir (meine Schwester, mein Bruder und ich) durch die Kinderabteilung unserer Gemeindebücherei durch, obwohl man immer nur 10 Bücher auf einmal mitnehmen durfte, und entdeckten mit unseren Eltern zusammen die Stadtbibliothek in Freising. So viele Bücher und man durfte sie alle ausleihen und sogar 30 auf einmal, wir waren begeistert.
Und dann begannen die Jahre in denen wir wirklich Tonnen an Büchern ausgeliehen und verschlungen haben. Wir wurden an den Ausleihe Schaltern schon immer belächelt wenn wir Bücherstapel an die Theke trugen über die wir nicht mehr hinweg sehen konnten und anschließend die Tasche schon fast nicht mehr vom Boden bekamen. Jedesmal wenn wir diese unglaublich schweren Taschen 15 min lang zur S-Bahn tragen mussten, haben wir es bereut so viele Bücher ausgesucht zu haben. Allerdings nur solange bis wir Zuhause waren und all die neuen Geschichten entdecken konnten. Ich hatte wirklich großen Spaß am Lesen gefunden und je mehr ich las, desto leichter viel es mir.
Doch mit dem Älter werden, änderte sich auch meine Motivation, warum ich las. Wie vermutlich jeder Teenager hatte ich so meine Probleme mit der ganzen Welt, vor allem in der Schule. Jetzt las ich um meinem Alltag zu entfliehen. Ich eroberte fremde Welten, reiste mit Eragon und Saphira durch Alagäsia, ging mit Hanni und Nanni zusammen aufs Internat und kämpfte mit Jacob Reckless um seinen Bruder Will. Ich verkroch mich in meinem Zimmer, zwischen meinen heißgeliebten Büchern und vereinsamte immer mehr. Vermutlich habe ich in dieser Zeit begonnen meine Bücher als Freunde zu bezeichnen und ich hatte mit ihnen bzw. mit den Charakteren zusammen so viel erlebt und durchgestanden. Sie waren meine Freunde und sind es bis heute geblieben. Vermutlich kann ich auch deshalb keine Bücher weggeben.
Erzähl mir doch gerne in den Kommentaren mit welchem Buch deine Leseleidenschaft begonnen hat und ob du etwas von dem, was ich dir erzählt habe, nachvollziehen kannst. Ob es vielleicht bei dir ähnlich war?
Das würde mich sehr interessieren.